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PRESSESTIMME

VON POLITIKVERDROSSENHEIT KEINE SPUR

IM KULTURPOLITISCHEN SALON DISKUTIEREN INTERESSIERTE AUS DEN VERSCHIEDENSTEN BEREICHEN

aus der Leipziger Zeitschrift  Student! in der Ausgabe Mai 2005

Kulturpolitik kann dafür sorgen, dass Studenten, Wissenschaftler und Berufstätige in trauter Einigkeit an einem Thema arbeiten und auch noch Spaß dabei haben. Der »Kulturpolitische Salon« macht es möglich. Diese Podiumsdiskussionen werden seit 2003 in unregelmäßigen Abständen in der Oper veranstaltet. Organisator ist die Regionalgruppe Sachsen/Leipzig der Kulturpolitischen Gesellschaft. Dabei handelt es sich um einen Verein, der sich – der Name sagt es – mit kulturpolitischen Entwicklungen unter nationalen und europäischen Gesichtspunkten auseinandersetzt.

Mitglieder sind Kulturinteressierte aus den verschiedensten Bereichen. Die hiesige Regionalgruppe ist eine Besonderheit, weil sich sehr viele Studenten engagieren. »Wir sind die jüngste und dynamischste Gruppe vor Ort«, drückt es Uta Karstein aus, Sprecherin des Salons. Schuld daran ist Eckhard Braun. Der ehemalige Justitiar des Kulturdezernats Leipzig und selbst Mitglied besagter Gesellschaft hatte 2003 im Rahmen eines Seminars mit Studenten die Idee für das Projekt entwickelt, damit, wie Uta beschreibt, »über Kulturpolitik nicht immer nur geredet wird.« Es ist wohl auch den guten Beziehungen Brauns zu verdanken, dass beim ersten Salon Kulturstaatsministerin Christina Weiß höchstpersönlich zugegen war, um eine Rede zur kulturellen Dimension der EU-Osterweiterung zu halten. Dies war programmatisch für die Zukunft. Stefanie Dorsch, Kulturwissenschafts-Studentin umreißt: »Es geht nicht nur um Leipziger Themen, sondern auch um europäische Dimensionen und größere Probleme«. Das ist auch just der Kritikpunkt, der öfter zur Sprache kommt: der regionale Bezug fehle beim Kulturpolitischen Salon.

Die Organisatoren sehen das nicht so, sondern betonen vielmehr, dass Leipziger Belange immer eine Rolle spielen und man »den Blick aufmachen sollte, weil es woanders für bestimmte Probleme vielleicht schon Lösungen gibt«, wie Uta darlegt. Die gut besuchten Dienstagabende drehten sich bereits um Museumskonzeptionen, Eventkultur und Kultur im öffentlichen Raum.

Die Themenauswahl steht in Zusammenhang mit den spezifischen Interessen der rund 20 Organisatoren. Wer sich für etwas besonders begeistert, sucht sich Mitstreiter und organisiert die nächste Veranstaltung. Dann heißt es, sich ins Thema einlesen, Konzepte schreiben, einen Termin festlegen, Referenden einladen, und und und.

Wer mitmacht, ist mit Begeisterung dabei, das zeigt sich immer wieder. Christian Lehmann, ebenfalls ein Kulturwissenschafts-Student, drückt es folgendermaßen aus: »Ich finde es total inspirierend. Man lernt mit Menschen umzugehen und kann praktische Erfahrungen sammeln.« Eine gute Ergänzung zum ansonsten eher theoretischen Studium. Stefanie sieht es ähnlich: »Man kommt mal raus aus seinem studentischen Kreis und kann mit Kulturpraktikern arbeiten.« Der Effekt kann dann durchaus ein pragmatischer sein: aus dem Salon zur Europäischen Filmförderung wurde zum Beispiel eine Magisterarbeit. Im nächsten Kulturpolitischen Salon geht es um das Thema Publikum. Die Veranstalter empfehlen den Besuchern, nicht nach der Podiumsdiskussion zu gehen, sondern noch im Foyer zu bleiben, wo es hinterher oft zu den heißesten Debatten kommt. Stefanie meint: »Wer nach der Diskussion geht, verpasst eigentlich die Hälfte«.

 

© Kathleen Schlütter, Student!, Mai 2005.
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