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PRESSESTIMME

DEBÜTANTEN FINDEN KEINE OFFENEN TÖPFE

FILMFÖRDERUNGS-DISKUSSION

aus der  Leipziger Volkszeitung vom 3. Juni 2004

Die öffentlichen Kassen sind leer – und trotzdem wird der deutsche Film weiterhin mit rund 200 Millionen Euro im Jahr gefördert. Ist das sinnvoll – fragt Manfred Schmidt, Geschäftsführer der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM). Doppelbödige Antwort: Nein ... wenn man nur noch amerikanische und ein paar wenige europäische Streifen sehen will.

Was niemand möchte. Schließlich isst auch keiner jeden Tag ungesalzenen Eintopf. Also muss weiter gefördert werden. Aber diese Förderung ist ein ziemlich verwinkeltes Labyrinth – wie eine von Jörg Taszman geleitete Diskussion im Konzertfoyer der Leipziger Oper, veranstaltet von der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V., wieder mal ergab. Die Finanzierung ist für Filmemacher allerdings ein gerader Weg. Man geht da hin, wo man Geld bekommen kann – sagt Dokfilm-Regisseur Lutz Dammbeck.

Der Haken: Nimmt man Geld aus Leipzig, Köln oder Hamburg, muss man es auch dort irgendwie wieder ausgeben. Wegen des wirtschaftlichen Regionaleffekts. Bekommt also L. E. Vision MDM-Förderung und coproduziert mit Russland, kann sie nicht dort billig produzieren, sondern muss hier ihr Geld anlegen – wie Produzentin Simone Baumann erzählte.

Das ließ Manfred Schmidt (MDM) nicht gelten. Der Fördertourismus habe doch sehr abgenommen. »Wir müssen eine Balance zwischen Nationalem und Internationalem finden, sonst ersticken wir im Provinzialismus.« Man helfe schon bei grenzüberschreitenden Projekten. »Aber natürlich muss ein wirtschaftlicher Effekt für die Region erbracht werden. Was ist dran so schlimm?«

Viel schlimmer ist das Verschwinden der kulturellen Filmförderung in Sachsen. Ein Katastrophe – konstatierte Claas Danielsen, neuer Chef der Leipziger Dokfilmwoche. »Es muss doch Töpfe geben die fürjunge Filmemacher leicht erreichbar sind.« Die MDM unterstütze zwar Kinofilme von jungen Leuten aus der Region. »Die wirkliche Lücke ist aber darunter, beim ersten Ausprobieren.«

Immer wieder von Lutz Dammbeck in die Diskussion gebracht: Die Forderung des Fernsehens nach Dokus, die ins Programmschema (gegen 0.00 Uhr) assen. Class Danielsen meinte, dass in dieser Hinsicht zu oft in Gegensätzen gedacht werde. Warum sollte man ein breites Publikum über Doku-Soaps für den anderen Dokfilm interessieren können? Simone Baumann nüchtern: Ohne Fernsehen kann man sowieso keinen Dokfilm mehr produzieren.

 

© N.W.; Leipziger Volkszeitung, 03.06.2004.

 

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