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VI. KULTURPOLITISCHER SALON

UNBEKANNTE NACHBARN? EUROPÄISCHE KULTURPOLITIK KONKRET

1. Februar 2005, Konzertfoyer der Oper Leipzig

Im September 2003 hielt Staatsministerin Christina Weiss im ersten Leipziger Kulturpolitischen Salon eine programmatische Rede zur kulturpolitischen Dimension der EU-Osterweiterung. »Kulturelle Leuchttürme im Osten Europas«, »gemeinsame Orte der Erinnerung« oder »EU von unten« waren wesentliche Schlagworte Weiss', die in Form von z.B. Förderprogrammen eine gemeinsame Identifikation für ein vereintes Europa vorantreiben sollen.

Europa hat sich mittlerweile auf 25 Mitglieder erweitert, doch die Diskussion über die kulturellen Werte und das, was die Identität Europas sei, ist stärker denn je, was gegenwärtige Debatten um die potentiellen neuen Mitgliedsstaaten der EU (Türkei, Ukraine) beweisen.

Bei allen Diskussionen, die sich um die Zukunft Europas ranken, zeigt sich, dass die EU-Integration nicht allein ein politisch-ökonomischer, sondern vor allem auch ein mentaler Prozess sein muss, in dem kulturelle Aspekte stärker als bisher gefördert werden müssen. Nicht umsonst lautete das Motto der Berliner Konferenz für Europäische Kulturpolitik im November »Europa eine Seele geben«.

Der sechste Kulturpolitische Salon will anknüpfen an diesen Diskurs und sich gleichzeitig mit den von Christina Weiss angeregten kulturpolitischen Aktivitäten beschäftigen, die dazu dienen könnten, ein Bewusstsein für ein vereintes Europa zu schaffen, vor allem mit Blick auf die neuen Mitgliedsländer in Ost- und Mitteleuropa. Verschiedene kulturpolitische Maßnahmen sollen auf ihre Motive, Ziele, Möglichkeiten aber auch auf ihre Gefahren hin betrachtet und kritisch hinterfragt werden. Welche Schwierigkeiten existieren zwischen der neugewonnenen nationalen kulturellen Autonomie und den Bestrebungen seitens der EU eine Europäische Identität (parallel) zu fördern? Was können europäische Kulturmaßnahmen überhaupt leisten, um Europa stärker zu vereinen? Wer entscheidet darüber, was als europäisch wertvolle Kultur erachtet wird und was nicht? Schließlich existieren auch Vorbehalte gegenüber einer aktiver werdenden europäischen Kulturpolitik nicht nur seitens der neuen östlichen EU-Mitglieder.

Besondere Beachtung soll dabei die Idee eines »Blaubuches für Osteuropa« finden. Sie leitet sich von dem sogenannten »Blaubuch für Ostdeutschland« ab, in dem bestimmte Kultureinrichtungen Ostdeutschlands, die eine herausgehobene nationale Bedeutung haben, aufgelistet sind und damit einen kulturellen Kanon darstellen sollen, bei dem es nicht zuletzt um die Frage der Förderungswürdigkeit geht.

Neben anderen Funktionen dient Kultur als verbindendes Element in einer ausdifferenzierten Gesellschaft. Sie schafft neue Sinninhalte und überbrückt gesellschaftliche Widersprüche. Zugleich wird Kultur im Rahmen der Stadtentwicklung verstärkt als Wirtschafts- und Standortfaktor im Wettbewerb um Besucher, Investoren und Arbeitsplätze betrachtet.

Welche Funktion soll die städtische Kulturpolitik in Zukunft ausüben? Inwieweit soll und kann sie beispielsweise ökonomische Zwänge und kulturelle Interessen so verbinden, dass eine städtische Vielfalt bewahrt und gefördert wird?

Das Podium wird besetzt sein mit:

  • Kazimierz Woycicki, Direktor des Instituts für Nationales Gedenken in Stettin
  • Doris Pack, Mitglied des Europäischen Parlaments
  • Jan Sokol, Philosophie-Professor in Prag, ehem. tschechischer Bildungsminister
  • Manfred Ackermann, Mitverantwortlicher »Blaubuch Ostdeutschland«, ehem. Mitarbeiter der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien
  • Moderation:
    Ulrike Gropp, Leipziger Journalistin

Der VI. Kulturpolitische Salon findet am 1. Februar 2005 in der  Oper Leipzig statt. Der Einlass beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei.

 

Ein Bericht des Deutschlandfunks zum VI. Kulturpolitischen Salon